Die Lieferinger Fischerei
Die Fischerei, die das Dorf Liefering geprägt hat und die dem heutigen Salzburger Stadtteil seine Identität gibt, reicht urkundlich bis ins Jahr 1557 zurück, als die erzbischöfliche Regierung die Reviergrenzen zwischen Laufener Schiffern und Lieferinger Fischern bei Anthering festlegte. 1658 erhielten die Lieferinger Fischer ihre „Neue Fischerordnung“ und waren damit „Hoffischer“, die sich zu einer Fischerinnung und 1672 auch einer Bruderschaft zusammenschlossen, die Nachbarschaftshilfe leistete und Unterstützungen und Darlehen aus der Bruderlade gewährte. Bereits 1664 wurde der Fischerjahrtag für den Sonntag nach Peter und Paul festgelegt, die Teilnahme in Fischertracht war verpflichtend. An diesem Tag wurde auch die Einzahlung in die Bruderlade geleistet und den Teilnehmern eine Zehrung gereicht.
Wenn Sie am Fischerjahrtag ihre Einzahlung in die historische Bruderlade tätigen und Ihnen dafür von der Fischerinnung der traditionelle „Fischerkas“ gereicht wird, sehen Sie, dass die historischen Gepflogenheiten der Lieferinger Fischerei bis heute lebendig sind und genau beachtet werden.
Die Gewinnung von hochwassersicherem Siedlungsraum führte zu einem raschen Rückgang der Fischbestände und zu einem Niedergang der Fischerei, der durch die 1816 erfolgte Säkularisierung des Erzstiftes noch verschärft wurde.
Die Fischer verloren ihr gesichertes Dienstverhältnis zum Erzstift und fanden sich als Pächter des Staates wieder, der nur kurzfristige und teure Pachten vergab. Dies führte zu einer Ausbeutung der Gewässer. Die Fischerfamilien konnten vom Ertrag der Fischerei nicht mehr leben und mussten ihren Beruf aufgeben.
Die Fischerinnung versuchte 1861 mit dem Kauf von Fischrechten den Niedergang aufzuhalten.
Dennoch kam 1877 der Tag, an dem Peter Pfenninger als letzter Zechmeister und einziger verbliebener Lieferinger Berufsfischer durch seine immerwährende Schenkung den Grundstein für den Erhalt und Neubeginn der Lieferinger Fischerei und der Fischerinnung legte.
Nach seinem Tod im Jahr 1882 wurden die Fischrechte von der Schenkung verpachtet und aus den Erlösen des Pachtschillings die Auflagen des Schenkungsbriefes erfüllt.
Am 1. Jänner 1939 wurde dann der Lieferinger Teil der Gemeinde Siezenheim in die Stadt Salzburg eingemeindet und die Übernahme von Vermögen und Verwaltung der Peter- Pfenninger- Schenkung durch die damalige Gauhauptstadt Salzburg angeordnet.
Nach dem 2. Weltkrieg verblieb Liefering endgültig bei der Landeshauptstadt Salzburg. Der Lieferinger Gemeinderat Lorenz Obermair stellte daher am 2.7.1946 den Antrag an die Stadt auf Wiederherstellung des Rechtszustandes für das Schenkungsvermögen, wie er vor 1938 bestanden hatte.
Obwohl bereits am 6. Juli 1947 beim Fischerwirt der erste Fischerjahrtag nach dem Krieg abgehalten wurde, dauerte es noch bis zum 15.2.1950, bis alle Voraussetzungen geschaffen waren, dass die Peter- Pfenninger- Schenkung in der heutigen Form eines selbständig verwalteten Sondervermögens der Stadt Salzburg ihre Tätigkeit wieder aufnehmen konnte.
Das Kuratorium der Peter- Pfenninger- Schenkung wird laut Statut und Satzung der Schenkung im Zuge der Gemeinderatswahlen der Stadt Salzburg gewählt, wobei nur die Lieferinger Wahlsprengel Berücksichtigung finden.
Es war der erklärte Wunsch des Gründungs- Kuratoriums, die Fischereibewirtschaftung selbst zu bewerkstelligen. Unter schwierigsten Umständen und unter Mithilfe vieler Freiwilliger wurde begonnen, die nach dem Krieg völlig darnieder liegende Fischerei wieder aufzubauen und die Bewirtschaftung aufzunehmen.
1956 wurde aus dieser „Arbeitsgemeinschaft der Lieferinger Fischer“ dann die „Lieferinger Fischerinnung und Bruderschaft“, die aber kein Verein, sondern ein Teil der Peter- Pfenninger- Schenkung ist. Sie nimmt im Auftrag des Kuratoriums und unter der Führung eines gewählten Fischmeisters die Bewirtschaftung der Schenkungsgewässer wahr und bildet die Anwärter für die fischereiwirtschaftliche Tätigkeit aus. Alle Innungsmitglieder müssen die Fortbildungs- und Qualifizierungs- Angebote des Landes- Fischereiverbandes absolvieren und die vorgeschriebenen Prüfungen ablegen.
Kuratorium, Fischerinnung und Bruderschaft der Schenkung bekennen sich aber auch zu den historischen und gesellschaftlichen Traditionen der Lieferinger Fischerei. Sie nehmen an kirchlichen und weltlichen Festlichkeiten mit eigener Fischertracht und Fahne teil.
Die vom ersten Kuratorium der wieder errichteten Peter- Pfenninger- Schenkung getroffene Entscheidung, die Schenkungsgewässer durch eine weitgehend eigenständige Fischerinnung zu bewirtschaften, war der Beginn einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte der Lieferinger Fischerei, die bis zum heutigen Tage andauert.
Im ersten Jahr ihres Bestandes zählte die Fischerinnung 31 Mitglieder, die 1450 freiwillige Arbeitsstunden leisteten. Heute leisten 40 Mitglieder jährlich weit über 4.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden an den Gewässern der Schenkung.
In den Anfangsjahren standen kaum technische Hilfsmittel zur Verfügung und die Mitglieder mussten schwere körperliche Arbeit leisten.
Heute steht zwar modernes Gerät zur Verfügung, die Peter- Pfenninger- Schenkung besitzt allerdings inzwischen auch die Fischereirechte an insgesamt 62 km Fließgewässern und 15 ha Teichen im Gewässersystem von Saalach, Salzach und Glan.
Mehrere hundert Lizenznehmer und über tausend Gastfischer schätzen die abwechslungsreichen Angelgewässer in und um Salzburg, die Gewässer müssen fachgerecht bewirtschaftet, gepflegt und den gesetzlichen Vorschriften gemäß kontrolliert werden, dazu werden die zahlreichen sozialen und kulturellen Verpflichtungen aus dem Schenkungsbrief erfüllt.
Viele Fischarten sind heute vom Aussterben bedroht und können nur durch aufwändige Besatz- und Nachzuchtmaßnahmen erhalten oder wieder angesiedelt werden. Zunehmend schwierigere Umwelt- und Gewässerverhältnisse erschweren heute die weiterhin möglichst naturnah betriebene Bewirtschaftung der Fischerei.
Die vollständige Geschichte der Lieferinger Fischerei finden Sie im Standardwerk „Liefering. Das Dorf in der Stadt“